Yagyû no Sato
Diese Ortschaft lässt sich von Nara aus im Rahmen eines Tagesausflugs erkunden. Es gibt allerdings keinen Bahnhof, so dass man den Bus nehmen muss. Dieser verkehrt fünfmal am Tag, do dass man die Zeiten im Auge behalten sollte. Von der Kintetsu Nara Station fährt der Bus Nr. 102 von der Haltestelle Nr. 4. Die Fahrt dauert etwa 48 Minuten.
Yagyû ist ein kleines Bergdorf, in dem die üblichen Kombinis etc. völlig fehlen. Dorthin verschlägt es japanische Besucher vielleicht mal zum Wandern. Aber dieser kleine abgeschiedene Ort ist der Ursprung einer der prominentesten Kenjutsuryû in Japan: Yagyûshinkageryû.
Für den interessierten Besucher hält dieses Dorf eine Fülle von Sehenswürdigkeiten bereit. Ich möchte nicht von einer Pilgerfahrt sprechen, denn es handelt sich sicher nicht um eine religiöse Erfahrung. Trotzdem erfüllt uns eine nicht alltägliche Stimmung. Es ist Hochsommer und es herrschen 35 Grad Celsius obwohl es gerade noch geregnet hat sowie die entsprechende Luftfeuchtigkeit. Das Geräusch der Grillen ist allgegenwärtig und die Mücken stechen uns fleißig. Die Wege sind steil und uneben. Mit andren Worten: es ist eine Qual. Jenseits aller Romantik ist dies die Ebene, die uns mit Yagyû des 16. Jahrhunderts verbindet. Denn diese Umstände bestanden damals wie heute. Mit diesem Gefühl der Verbundenheit begeben wir uns zum Jingosan Hôtokiji. Von Yagyû Munenori Tajima no Kami zum Gedenken an seinen Vater Yagyû Munetoshi (Sekishûsai) erbaut und von Zenmeister Takuan Sôhô eingeweiht, ist dieser seit dem der Familientempel der Yagyû. Zu diesem Tempel gehört auch ein kleines Museum das diverse Yagyû Relikte ausstellt.
Unter anderem Schwerttexte von Yagyû Jûbei Mitsutoshi sowie eine erhebliche Anzahl von ihm selbst hergestellte Tsuba. Man darf nur nicht erwarten hier Personal anzutreffen. Ein Schild benennt den Eintritt von 200 Yen und verweist auf eine kleine Kiste, in die dieser Betrag zu legen ist.
Als Nächstes führt ein Pfad um den Tempel herum in einen Pinienwald und zum Friedhof der Yagyû. Dort finden sich u.a. die Grabsteine von Munetoshi, seinem Sohn Munenori und dessen Söhnen Jûbei Mitsutoshi und Munefuyu, allesamt berühmte Schwertmeister. Aus diesem Grund finden wir auf ihren Gräbern einige Münzen die Schwertbegeisterte kürzlich dort hinterlassen haben. Bevor wir diesen Ort verlassen fügen wir unsere eigenen hinzu.
Danach führt uns unser Weg an der Masakizaka-Dôjô vorbei. Hier wird Kendô geübt. Sehr schön auf einem Abweg nach oben gelegen, hat diese Fechthalle zwar nichts mit dem Yagyû zu tun, liegt aber auf geschichtsträchtigem Boden mit einem tollen Ausblick.
Weiter geht es zum Amanoiwadate-jinja.
Hinter diesem Schrein befindet sich der Ittôseki. Ein riesiger Stein dem Yagyû Munetoshi (Sekishûsai) im Zuge eines Duells mit einem Tengu (die es der Legende nach hier geben soll) gespalten hat. Den Schrein erreichen wir noch relativ problemlos. Der Weg zum Ittôseki gestaltet sich aufgrund des vom Regen aufgeweichten Bodens sehr mühevoll. Wir sind auch keinem Tengu begegnet, aber der Ort hat trotzdem genau diese Atmosphäre.
Am Fuß des Yagyûshimocho steht die sogenannte Jûbei-Zeder. Dieser Baum soll von Yagyû Jûbei Mitsutoshi 1598 anlässlich seines Aufbruchs aus Yagyû no Sato gepflanzt worden sein. 350 Jahre später starb dieses Baum aufgrund wiederholter Blitzeinschläge und ist nun ein optischer Kontrast zu den lebenden Bäumen um ihn herum.
Yagyû no Sato hält noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten bereit, wie zum Beispiel die Ruinen der alten Yagyû-Residenz, Hôzô Jizo, eine Residenz der obersten Gefolgsleute der Yagyû aus dem 19. Jahrhundert sowie den Yagyû Iris Garten mit seinen 800000 Iris.