Aizu-Wakamatsu


war einmal die Hauptstadt des Aizu-Clans. Im Bôshin Bürgerkrieg auf der Seite des unterlegenen Tokugawa Shôgunats, ist der Niedergang der Aizu in ganz Japan aufgrund der Byakkotai, der weißen Tiger bekannt. Diese Gruppe junger Samurai im Teenageralter beging Seppuku, als sie sahen, dass Tsuruga-jô (Aizu-Wakamatsu-jô) in Rauch gehüllt war. Tatsächlich war dies lediglich aufgrund von Bränden in der unmittelbaren Umgebung der Fall. Erst Wochen später unterlag der Clan den kaiserlichen Streitkräften, aber die weißen Tiger wurden zu einem starken Symbol der Loyalität und Selbstaufopferung.

Die rekonstruierte Burg Aizu-Wakamatsu-jô kann man besuchen. Sie befindet sich ein paar Kilometer vom Bahnhof entfernt und kann problemlos zu Fuß erreicht werden. Highlights sind der Ausblick von der höchsten Etage und ein 400 Jahre altes Teehaus, das vor dem Abriss der Burg im Jahr 1874 gerettet und 1990 hierher zurückverbracht wurde.




 



Unmittelbar vor der Burg befindet sich Aizu-Butokuden, wo natürlich Kendô aber auch Atarashii Naginata geübt wird.  Eine gewöhnliche Turnhalle erfüllt natürlich denselben Zweck, aber trotzdem haben die Butokuden immer eine besondere Atmosphäre.



Ebenfalls ein paar Kilometer vom Bahnhof entfernt und fußläufig gut zu erreichen, befindet sich Iimoriyama. Dieser Berg war der Schauplatz des Seppuku der Byakkotai. 



Wen der Weg hierher bereits ermüdet hat, kann eine überdachte Rolltreppe für den Aufstieg gegen Gebühr benutzen. Neben der Gedenkhalle und den Grabmälern finden sich hier auch eine aus dem antiken Pompeji stammende  Säule, die von Benito Mussolini gestiftet, die Basis eines um einige Symbole bereinigten Monuments bildet, dessen Inschrift zwar vordergründig die Byakkotai würdigen soll, aber dies nur als Einleitung zu Selbstbeweihräucherung und bizarrer Lobpreisung des Faschismus nutzt. Dagegen wirkt das „deutsche“ Pendant, das tatsächlich eine private Schenkung darstellt, geradezu bescheiden.



              


Völlig ohne Bezug zu den Byakkotai und dem schlechten Beigeschmack von deren Instrumentalisierung findet sich auf dem Gelände auch Sazaedô. Im Jahre 1796 erbaut , neigt die interne Wendeltreppe dieses Turms sich in einer Doppelhelix, so dass sich die Auf-und Absteigenden gegenseitig nicht begegnen. Daher auch der Name (Sazae=gehörnte Turbanschnecke), welche vom Grill übrigens eine echte Delikatesse ist.


Das Symbol der Aizu Region sind übrigens nicht die Byakkotai, sondern die Akabeko. Die Legende dieser roten Kuh ist dann auch weniger martialisch, sondern besagt, dass im 17. Jahrhundert eine rote Kuh erschienen wäre und sämtlich das benötigte Bauholz, über einen Fluß, zum Wiederaufbau eines durch ein Erbeben zerstörten Tempels transportiert hat. Kleine Exemplare mit dem charakteristischen Wackelkopf kann man hier überall erwerben, am Bahnhof begrüßt gleich ein lebensgroßes Exemplar die Ankommenden.